Ulrichs: Händels Messiah in evangelischer Predigt

Sektion I/2

Karl Friedrich Ulrichs, Berlin

Händels Messiah in evangelischer Predigt

Zu begründen ist, wenn Stücke aus dem Messiah für Predigten herangezogen werden. Denn dafür ist diese Musik bekanntermaßen nicht geschrieben worden, zumal sie seit ihrer Dubliner Uraufführung 1742 ihren Ort gerade nicht in der Kirche, sondern im Konzertsaal hat. Doch schon 1786 hat John Newton, der zumeist als Autor von „Amazing Grace“ bekannte, bekehrte Sklavenhändler, fünfzig Predigten über die Texte des Messiah gehalten und publiziert. Bis heute werden einzelne Stücke aus dem Oratorium in Gottesdiensten aufgeführt; mehr oder minder explizit werden sich die Predigten darauf beziehen.

Wie ist die Wahrnehmung Händelscher Musik in das sogenannte homiletische Dreieck von Bibeltext-Gemeinde-Predigtperson einzuzeichnen? Die Musik ist Darstellung des biblischen Textes, dessen Medium, bietet einen erlebbaren Zugang zu dessen Verständnis. Die Predigtperson entnimmt der Musik Impulse für den Predigtprozess sowie Material für die Gestaltung ihres Textes. Für die Hörer*innen ist die Musik eine sie berührende Glaubensäußerung, in die sie einstimmen können.

Der Vortrag wird die theologischen und ästhetischen Potenziale des Messiah für gegenwärtige Predigt und damit eine bisher wenig beachtete Qualität dieses Werks darlegen.