Alessandro

HWV 21 (II/18: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Richard G. King, Kassel 2016

In der Spielzeit 1725/26 komponierte Händel die Oper „Alessandro“ für die Royal Academy of Music nach einem Libretto von Paolo Antonio Rolli. Die Uraufführung fand am 5. Mai 1726 im King’s Theatre in London statt. „Alessandro“ war die Oper, in der die berühmte Mezzosopranistin Faustina Bordoni ihr Londoner Debüt gab, und sie war die erste von fünf Opern für die Royal Academy, in denen Händel für drei der berühmtesten Sänger seiner Zeit – Senesino, Cuzzoni und Bordoni – komponieren konnte.

Ortensio Mauros Libretto „La superbia d’Alessandro“, das 1690 in einer Vertonung von Agostino Steffani in Hannover erstmals zur Aufführung kam und das dort im folgenden Jahr unter dem Titel „Il zelo di Leonato“ mit zahlreichen Änderungen erneut gespielt wurde, diente als Vorlage für Händels „Alessandro“. Bei der Einrichtung des Librettos für die Londoner Aufführungen bestand eine wesentliche Aufgabe Rollis darin, die Rollen der berühmten Sänger der Royal Academy in guter Balance zu halten.

Welche Änderungen Händel während der folgenden Aufführungsserie in der Spielzeit von 1727/28 vornahm, ist nicht mehr zu ermitteln. Für die Aufführungsserie von 1732/33 überarbeitete Händel die Oper substanziell: Sechs Musiknummern wurden ganz, das Finalensemble größtenteils gestrichen, die Rezitative stark gekürzt, und die Partien von Cleone und Leonato entfielen vollständig; ihre Anteile wies Händel anderen Bühnenfiguren zu oder strich sie. Für die neuen Sänger ließ Händel drei Arien einen Ton höher transponieren. Es ist denkbar, dass einige der 1732er Änderungen schon bei der Wiederaufnahme von 1727/28 eine Rolle spielten.

Der Hauptteil der Edition präsentiert den Status der Oper während der ersten Aufführungen im Jahre 1726. In den Anhängen sind verworfene Frühfassungen, während der ersten Aufführungsserie als Ersatzarien für Nr. 6 und 32 eingefügte Arien sowie die Fassung der 1732er Aufführungen rekonstruiert.

(Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Jahresbericht Hallische Händel-Ausgabe 2016)