Giulio Cesare in Egitto

HWV 17 (II/14.1, 14.2: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Hans Dieter Clausen, Kassel 2019

Händels Oper „Giulio Cesare in Egitto“ wurde von der Royal Academy of Music zum ersten Mal am 20. Februar 1724 im King’s Theatre am Haymarket aufgeführt. Weitere Vorstellungen folgten am 22., 25. und 29. Februar sowie am 3., 7., 10., 14., 21., 24. und 28. März und am 7. und 11. April des Jahres. Den Text hatte Nicola Haym nach der Vorlage des gleichnamigen venezianischen Librettos von Giacomo Francesco Bussani geschrieben. Die Version der Uraufführung bildet den Hauptteil dieser Ausgabe.

Die Oper wurde in der nächsten Spielzeit am 2. Januar 1725 mit leicht verändertem Ensemble erneut aufgeführt und am 5., 9., 12., 16., 19. und 26. Januar sowie am 2., 6. und 9. Februar wiederholt. Die Rollen der Cornelia und des Sesto übernahmen die Altistin Anna Vicenza Dotti und der Tenor Francesco Borosini, die Partien des Curio und des Nireno waren gestrichen. Diese Version ist im Anhang Ia (mit den Sätzen Nr. 1725a/1 bis 1725a/6) dargestellt. In den letzten Aufführungen (ab 19. Januar) trat in zwei Szenen die Sopranistin Benedetta Sorosina in der neu geschaffenen Rolle der Nerina mit zwei neuen Arien (Nr. 1725b/1 und Nr. 1725b/2) auf, übernahm aber nicht die übrigen Rezitative des Nireno. Diese Arien sind im Anhang Ib wiedergegeben.

Händel nahm „Giulio Cesare“ am 17. Januar 1730 (mit acht weiteren Aufführungen im Januar / Februar und zwei weiteren im März) und am 1. Februar 1732 (mit drei weiteren Aufführungen) wieder auf. Die neuen Sätze der Version von 1730 sind im Anhang IIa (unter den Nrn. 1730a/1 bis 1730a/3) wiedergegeben. Am 21. März 1730 wurde die Oper als Benefizveranstaltung für Anna Strada gespielt. Aus diesem Anlass schrieb Händel für sie zwei Ersatzarien (Nr. 1730b/1 und Nr. 1730b/2), die im Anhang IIb abgedruckt sind. Vermutlich sang sie die Arien auch in der letzten Vorstellung der Saison.

Die Partitur von 1732 enthält keine neuen Sätze. Sie unterscheidet sich von den vorangegangenen nur durch Kürzungen. Eine Neuvertonung der Arie der Cleopatra „Piangerò la sorte mia“, die hier vermutlich geplant war, ist im Anhang IIc wiedergegeben.

Die umfangreiche Vorgeschichte des Librettos und der Partitur wird in den Anhängen IIIa und IIIb dokumentiert. Anhang IIIa (mit den Sätzen Ua/1 bis Ua/10) gibt die früheste zusammen-hängende Fassung des 1. Aktes wieder. Er enthält die Texte der Rezitative, die Händel zwischen leere Notensysteme schrieb, in diplomatischer Wiedergabe. Im Anhang IIIb befinden sich alle Arien bzw. Arienfassungen, die danach entstanden sind, vor der Uraufführung aber wieder verworfen wurden (Ub/1 bis U/b/10).

Die Edition basiert auf einer neuen und nachvollziehbar dargelegten Bewertung der komplizierten Quellenlage der Oper (Verlust der ersten Kopie des Autographs mit eigenhändigen Änderungen des Komponisten). Sie bietet damit eine zuverlässigere Fassung der Version der Uraufführung von 1724 und zum ersten Mal eine umfassende Dokumentation aller von Händel vor der Uraufführung ersetzten Sätze sowie aller Versionen, die später unter Händels Leitung aufgeführt worden sind.

(Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Jahresbericht Hallische Händel-Ausgabe 2019)