Ariodante

HWV 33 (II/32: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Donald Burrows, Kassel 2007

Händel komponierte „Ariodante“ 1734, und die Oper wurde am 8. Januar 1735 im Covent Garden Theatre uraufgeführt. Textvorlage war Antonio Salvis Libretto „Ginevra principessa di Scozia“. Das Sujet geht auf „Canto QUARTO“ und „Canto QUINTO“ aus Ludovico Ariostos berühmter Dichtung „Orlando furioso“ aus dem 16. Jahrhundert zurück.

Die Oper ist eine der musikalisch gehaltvollsten und umfang­reich­sten. Händel schrieb in jedem Akt eine große Gala-Arie für den Kastraten Giovanni Carestini, der die Titelrolle sang, und ausge­dehnte Arien für die anderen Charaktere. Die ursprüngliche Fassung enthielt 24 Da-capo- oder Dal-segno-Arien und Duette; in die Schluss­szenen von Akt I und Akt III waren Chorsätze aufgenom­men worden, dazu Tanzfolgen für Madame Sallé und ihre Truppe.

Noch vor der Uraufführung nahm Händel zahlreiche Änderungen an der Musik vor: In den Akten I und II war die Lurcanios Musik für eine Stimme geschrieben worden, die eine Notierung im Sopranschlüssel verlangt, im Akt III komponierte Händel für einen Tenor. Dalindas ursprüngliche Alt-Partie wurde in eine Sopran-Partie umgewandelt, auch bei den Tänzen gab es Änderungen.

Am Ende der Spielzeit 1734/35 kehrte Carestini nach Italien zurück, und Händel verpflichtete zu Beginn von 1736 den Sopran Gioacchino Conti. Bei der Wiederaufnahme am 5. und 7. Mai wurden die Arien, die Händel für Carestini komponiert hatte, durch die anderer Komponisten ersetzt, vermutlich aus Contis Repertoire aus Italien. (Nur die Herkunft einer dieser Arien ist bekannt, und es ist möglich, dass der Text bei allen leicht bearbeitet wurde.) Außerdem war die Partitur 1735 drastisch reduziert worden. In den Szenen wurden Streichungen vorgenommen, die Schlussszenen jedes Aktes, einschließlich der Balli, wurden weggelassen oder gekürzt. Die Tänzer aus der vorigen Spielzeit standen nicht mehr zur Verfügung.

Der Haupttext gibt die Partitur von „Ariodante“ in der Fassung von Händels Aufführungen von 1735 wieder. Der Anhang I enthält die Fassung der Oper von 1736 mit einer neuen Nummerierung der Sätze. Im Anhang II befinden sich Sätze, die von 1734/35 stammen, aber nie gespielt wurden. Stücke, die für 1736 geplant waren, aber nicht zur Aufführung kamen, werden im Anhang III wiedergegeben. In Anhang IV ist eine verzierte Fassung der Singstimme für Nr. 23 abgedruckt. Sie ist aber vermutlich nicht mit der Fassung identisch, die Carestini gesungen hat.

(Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Jahresbericht Hallische Händel-Ausgabe 2007)