Arminio

HWV 36 (II/35: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Michael Pacholke, Kassel 2011

Von August 1736 bis Januar 1737 komponierte der 51-jährige Georg Friedrich Händel die drei Opern „Arminio“, HWV 36, „Giustino“, HWV 37, und „Berenice“, HWV 38, eine Schaffensintensität, die er in dieser Gattung nie zuvor erreicht hatte und auch nie wieder erreichen sollte. Die Uraufführung von „Arminio“ fand am 12. Januar 1737 in London im Theatre Royal in Coventgarden statt, es folgten fünf Wiederholungen, aber keine Wiederaufnahme zu Händels Lebzeiten. Das Werk erzielte also nur geringen Publikumserfolg, allerdings war der Earl von Shaftesbury begeistert und schrieb: „Ich denke, dass eher mehr Abwechslung und Geist darin als in irgendeiner der bisherigen [Opern Händels] ist und dass sie vortrefflich aufgeführt wird.“

Die Konstellation der Personen in Händels „Arminio“ entspricht im Wesentlichen derjenigen ihrer historischen Vorbilder aus den germanisch-römischen Kämpfen zu Beginn des 1. Jahrhunderts, die Handlung hat jedoch nur wenig mit den geschichtlichen Ereignissen zu tun: So sind einerseits Varos Liebe zu Tusnelda, Arminios Gefangennahme durch Segeste sowie Segestes Versöhnung mit seinen Kindern Tusnelda und Sigismondo sowie mit Arminio unhistorisch, während andererseits in der Oper von einer Varusschlacht gar keine Rede ist und nur in der letzten Szene kurz berichtet wird, dass Varo umgekommen sei, offenbar – konkret zu erfahren ist es nicht – bei der Eroberung von Segestes Burg durch Arminios „deutsche“ Krieger. Die Fassung der Uraufführung des „Arminio“ am 12. Januar 1737 bildet den Hauptteil des neuen HHA-Bandes. Die Satznummern des Hauptteils stimmen mit denen im HWV überein, unter Nr. 23 erscheinen in der HHA allerdings nur die in der Premiere tatsächlich musizierten ersten sechs Takte der Nr. 23 des HWV. Die 16taktige Urfassung ist im Anhang abgedruckt. Die Kürzungen in Nr. 7, 21 und 22, die vielleicht erst während der ersten Aufführungsserie erfolgten, sind im Hauptteil durch Klammern angegeben. Der Anhang enthält ferner die ursprüngliche Fassung der Partie des Tullio für Bass sowie die verzierten Fassungen zweier Arien aus dem Hamburger Exemplar des Erstdrucks der Oper.

(Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Jahresbericht Hallische Händel-Ausgabe 2011)