Neun Amen- und Halleluja-Sätze / Drei englische Kirchenlieder

HWV 269-277 / HWV 284-286 (III/15: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Stephan Blaut, Kassel 2010

Zwischen 1728 und 1747 komponierte Händel die neun zweistimmigen Sätze HWV 269-277 für Sopran und Basso continuo. Der Gesang beschränkt sich auf die liturgischen Formeln „Amen“ und „Allelujah“. Nur in dem textlosen Satz HWV 275 unterlegte Händel der Sopranstimme aus unbekannten Gründen diese Formeln nicht; in Analogie zu den anderen Sätzen wurde für die Ausgabe der HHA ein Text mit „Alleluia, amen“ ergänzt. Die Entstehung der Amen- und Halleluja-Sätze wurde bislang vor allem im Zusammenhang mit der musikalischen Unterweisung der königlichen Prinzessinnen durch Händel gesehen. Tatsächlich weisen vor allem die Autographe von HWV 276 und 277 durch das saubere Schriftbild und durch ungewöhnlich reich ausgeschriebene Verzierungen und Bezifferungen Merkmale von Materialien auf, die speziell für den Musikunterricht angefertigt wurden. Für welche Schülerinnen oder Schüler die Sätze im Einzelnen gedacht waren, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit bestimmen.

Wahrscheinlich 1746/47 komponierte Händel die jeweils durch einen bezifferten Bass begleiteten Melodien der drei Kirchenlieder HWV 284-286, die im 19./20. Jahrhundert unter den Überschriften „Cannons“, „Fitzwilliam“ und „Gopsal“ Verbreitung fanden. Die Liedtexte stammen von Charles Wesley (1707–-1788), der zusammen mit seinem Bruder John maßgeblich an der Entstehung des Methodismus beteiligt war, zu dessen Ausbreitung im angelsächsischen Raum die ca. 6000 von Ch. Wesley verfassten Kirchenlieder wesentlich beitrugen.

(Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Jahresbericht Hallische Händel-Ausgabe 2010)