HWV 283 und HWV 265 (III/13: Notenband mit Kritischem Bericht), herausgegeben von Amanda Babington, Kassel 2015
Das Dettingen Te Deum und das Dettingen Anthem The King shall rejoice entstanden 1743. Sie wurden am Morgen des 27. November in einem Dankgottesdienst in der Chapel Royal im St. James’s Palace zum ersten Mal aufgeführt. Das erste Blatt des Autographs vom Te Deum (GB-Lbl R.M.20.h.6) ist auf den 17. Juli 1743 datiert, den Tag, an dem ein Gebet zum Dank für den Sieg der königlichen Truppen und die sichere Rückkehr des Königs aus der Schlacht bei Dettingen in allen Kirchen Großbritanniens abgehalten wurde.
Am Ende der 1730er Jahre befand sich Europa im Kriegszustand und Großbritannien war in einen Kolonialkrieg mit Spanien verwickelt. Die Probleme wurden 1740 verschärft, als Karl VI. (römisch-deutscher Kaiser und Erzherzog von Österreich sowie Souverän der übrigen habsburgischen Erblande) ohne einen männlichen Erben starb und Friedrich II. von Preußen in Schlesien einfiel und damit den Österreichischen Erbfolgekrieg einleitete. Die Schlacht bei Dettingen wurde zwischen Großbritannien im Bündnis mit Kurhannover und Hessen einerseits und der französischen Armee unter Herzog von Noailles andererseits ausgetragen. König Georg II. kämpfte in der Schlacht bei Dettingen am 27. Juni 1743 in seiner Eigenschaft als Kurfürst von Hannover und war Verbündeter des habsburgischen Hauses Österreich. Er war der letzte britische Monarch, der seine Truppen persönlich auf das Schlachtfeld führte. Die Schlacht bei Dettingen war für die Ehre der Engländer historisch bedeutend, aber sie trug nichts zur Stabilisierung der Verhältnisse in Europa bei. Dennoch lieferte sie einen Anlass für Feierlichkeiten in Großbritannien und rüttelte die anti-französische Haltung und die pro-österreichischen Gefühle wieder wach – trotz der Kriegsgegnerschaft derer, die meinten, dass der Krieg mehr im Interesse von Hannover als in dem Großbritanniens läge. Thomas Augustine Arnes Rule Britannia, ein populäres Lied aus dieser Zeit, spiegelt diese patriotische Geisteshaltung wider, in die sich die rituelle Pracht des Dettingen Te Deum gut einfügt.
Das Dettingen Te Deum ist die letzte von Händels fünf Te Deum-Kompositionen, doch sie ist in vielerlei Hinsicht der ersten, dem Utrecht Te Deum (HWV 278) von 1713, ähnlich. Beide wurden aus Anlass von Feierlichkeiten am Ende einer Kriegszeit geschrieben. Das Dettingen Te Deum und das Dettingen Anthem The King shall rejoice sind in zwei separaten autographen Handschriften überliefert, die die Grundlage für die vorliegende Ausgabe bilden. Sie sind vollständig und in den meisten Fällen eindeutig. Längere gestrichene Passagen werden in Anhängen zum Kritischen Bericht wiedergegeben.
(Quelle: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Jahresbericht Hallische Händel-Ausgabe 2015)