Unendliche Schönheiten. Georg Friedrich Händel und die Musikkultur Frankreichs

Internationale Wissenschaftliche Konferenz zu den Händel-Festspiele in Halle an der Saale, 25., 27. und 28. Mai 2024

Obwohl Händel – soweit bekannt – nie in Frankreich war und obwohl er (abgesehen von der in Italien entstandenen Kantate „Sans y penser“) keine französischsprachigen Werke schuf, weisen nahezu alle Werkgruppen seines Œuvres Beziehungen zur französischen Musikkultur auf. So werden seine italienischen Opern durch französische Ouvertüren eröffnet und oft durch Chöre mit französischen Form- und Stilelementen beschlossen; darüber hinaus weisen einzelne Opern französische Librettovorlagen auf (Teseo, Amadigi di Gaula). Auch englische Oratorien (Esther, Athalia) sind durch Beziehungen zur französischen Dramatik, speziell zu Theaterstücken Jean Racines, ausgezeichnet. Weitere Einflusslinien manifestieren sich in den Suiten für Orchester und Cembalo solo, werden aber auch in Händels Kirchenmusik, der Schauspielmusik zu Alceste sowie seiner Zusammenarbeit mit der französischen Tänzerin Marie Sallé greifbar.

Vor dem Hintergrund neuerer Theorien zum Kulturtransfer und eines praxeologischen Kulturbegriffs, der das musikbezogene Handeln verschiedener Akteurinnen und Akteure in den Mittelpunkt stellt, soll die Konferenz eine neuartige Verständigung über die Voraussetzungen, Bedingungen, den Umfang und die Bedeutung des Einflusses der französischen Musik auf Händels Schaffen ermöglichen.

Darüber hinaus wird die Tagung einen ausgeprägten Schwerpunkt auf die Rezeptions- und Aufführungsgeschichte der Musik Händels und die sich wandelnden Händel-Bilder in Frankreich vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart legen; auch hier bildet die Kulturtransfertheorie bei der Erörterung der verschiedenen Adaptionen und Transformationen seiner Werke innerhalb der sich wandelnden Musikkultur Frankreichs die methodische Basis. Die Blickrichtung wird also eine doppelte sein: von Frankreich hin zu Händel und von Händel weg nach Frankreich. Eine Einführung in die Thematik bietet der Festvortrag von Stefan Keym am Samstag vor der Konferenz.


Programm (Stand 18.05.2024)

Samstag, 25. Mai 2024, Händel-Haus, Kammermusiksaal

10.00 Uhr: Festvortrag

Prof. Dr. Stefan Keym (Leipzig)
Italien, England – und Frankreich? Händel als Schlüsselfigur europäischer Musiktransfers

Montag, 27. Mai 2024, Händel-Haus, Kammermusiksaal

9.00–9.20 Uhr: Eröffnung der Konferenz

anschließend:
Juliane Riepe, Jens Wehmann und Theresa Stiller (Halle)
Neues aus der Abteilung Bibliothek / Archiv / Forschung der Stiftung Händel-Haus

9.30–10.45 Uhr: Sektion I

Michael Klaper (Weimar)
Noch einmal: Zur Frage der „goûts réunis“ um 1700

Donald Burrows (Milton Keynes)
Handel and France: the view from London

11.00–12.15 Uhr: Sektion II

Margret Scharrer (Saarbrücken)
Chaconne und Passacaille auf dem Hamburgischen Schauplatz

Louis Delpech (Hamburg)
Französische Musiker an deutschen Höfen zur Zeit Händels

13.30–15.15 Uhr: Sektion III

Thierry Favier (Poitiers)
Back to the Future? Early Reception of Handel’s Sacred Music in France (1760–1820)

Pierre Degott (Metz)
(Re)discovering Handel in nineteenth-century France: an assessment of the roles played by Choron, Berlioz and Viardot

Luke Howard (Provo, Utah)
Nationalist Implications in 19th-Century French Performances of Handel’s Messiah

15.30–17.00 Uhr: Sektion IV

Rosalba Agresta (Paris)
Edouard Rodrigues, a lesser known promoter of Handel in 19th-century-Paris

Joachim Kremer (Stuttgart)
„Le Milton de la musique“: Händel-Bilder in Frankreich im „langen“ 19. Jahrhundert

Anne le Berre (Lyon)
At the heart of baroque-distinction: Haendel and the Festival international d’art lyrique d’Aix-en-Provence (1948–2023)

17.00 Uhr
Führung durch die Jahresausstellung „Händel und Frankreich“

Dienstag, 28. Mai 2024, Händel-Haus, Kammermusiksaal

9.30–10.45 Uhr: Sektion V

Paul Newton-Jackson (Leuven)
French Influence in the Mixed Metric Practices of G. F. Handel and G. P. Telemann

Inken Meents (Leipzig)
Sans y penser à la cantate française? Georg Friedrich Händels Kantatenschaffen im Kontext der italienischen und französischen Kantate und des „Goût réuni“

11.00–12.30 Uhr: Sektion VI

Laura Naudeix (Rennes)
„Un merveilleux à la française?“ Reflections on some of Handel’s Operas

Elena Abbado (Wien)
Arminio and Rodelinda: Handel’s French connections through the librettos by Antonio Salvi

Teresa Chirico (Rom)
French theater and music in Rome during Handel’s stay in Rome

13.45–15.30 Uhr: Sektion VII

Corinna Herr (Koblenz)
Von Amadis zu Amadigi: Geschlechterkonstellationen von Lully zu Händel

Wendy Heller (Princeton)
„Ira, sdegno, e furore“: Handel’s Medea – abgesagt

Yseult Martinez (Paris)
„Et moi, triste rebut de la nature entière“: Handel’s Alcina, a Racinean heroine?

15.45–17.00 Uhr: Sektion VIII

Anne Piéjus (Paris)
Handel as a reader of Racine: borrowings, influence or response?

Yiyun Liu (Sheffield)
Dreams, Dances, and Declamation: Exploring French Influences in Handel’s London

Schlusswort

17.30 Uhr: Führung durch die Redaktion der HHA


Der Flyer zum Download:

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Der Call for papers zum Download:

Call for papers Händel-Konferenz 2024 [104KB/pdf]
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